Die Entwicklung der deutschen Escape-Room-Branche (2014 – 2024)

Mai 7, 2025

Seit den Anfängen der Escape Rooms in Deutschland hat sich die Branche stark weiterentwickelt. Michael Bierhahn, CEO der PAPERDICE Group, zeichnet in seinem Positionspapier die Entwicklung der Szene nach.

Marktgröße und Anzahl der Anbieter (2014-2024)

Die Escape-Room-Branche in Deutschland hat seit ihren Anfängen 2013 ein rasantes Wachstum erlebt. Die ersten Live-Escape-Rooms eröffneten damals in München, Berlin und Köln. Bis Ende 2014 gab es bereits 38 Anbieter*innen im ganzen Land. In den folgenden Jahren schossen neue Betreiber*innen förmlich aus dem Boden: Ende September 2015 waren es schon 101 Anbieter. Dieser Trend setzte sich weiter fort – monatlich kamen teils bis zu ein Dutzend neue hinzu. Bereits um 2018 zählte man deutschlandweit über 400 Escape-Room-Betreiber*innen, verteilt auf Großstädte und viele kleinere Städte. Das Angebot war längst nicht mehr nur in Metropolen zu finden.

Diese starke Expansion führte zur Professionalisierung der Branche. Im September 2015 gab es bereits den ersten Anlauf, einen Bundesverband der Live Escape & Adventure Games zu gründen, was dann im September 2017 – im zweiten Anlauf – auch gelang. Der Fachverband Live Escape & Adventure Games e. V. nahm seine Arbeit auf, um die Interessen der mittlerweile zahlreichen Anbieter zu bündeln. Der Verband dient seitdem als Plattform für Austausch, gemeinsame Standards und Lobbyarbeit – ein wichtiger Schritt in Richtung Vernetzung und Nachhaltigkeit in einer noch jungen Freizeitbranche.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Marktgröße bis Ende der 2010er-Jahre enorm zunahm. Seit 2020 stagniert die Zahl der Anbieter jedoch – teils durch Marktsättigung und natürlich aufgrund der Corona-Pandemie und ihrer Folgen, die bis heute nachklingen. Aktuell bewegt sich die Zahl der aktiven Anbieter im mittleren dreistelligen Bereich, und es existieren grob 1.000 individuelle Escape-Games im deutschen Markt. Eine genaue Zählung ist schwierig, da ständig Standorte eröffnen, schließen oder neue Spiele hinzukommen, und die Definition, was ein Escape-Game ist, nicht einheitlich geregelt ist. Deutschland ist aber definitiv einer der größten Escape-Room-Märkte Europas – immer noch, obwohl Länder wie Griechenland inzwischen ganz andere Wachstumsraten haben.

Umsatzentwicklung und wirtschaftliche Trends

Mit der wachsenden Anzahl an Anbieter*innen stiegen auch die Umsätze der Escape-Room-Branche bis 2019 deutlich an. Branchenschätzungen zufolge erwirtschafteten die deutschen Escape-Room-Unternehmen um 2019 insgesamt rund 52 Millionen EUR Umsatz pro Jahr. Einer Hochrechnung des Autors zufolge lag der Gesamtumsatz im Jahr 2024 bei rund 76 Millionen EUR. Zum Vergleich: die Kinobranche hat im selben Jahr 929 Millionen EUR erwirtschaftet. Allerdings verteilten sich die Umsätze nicht gleichmäßig auf alle Betriebe. Eine Umfrage aus 2018 ergab, dass rund 25 % der Anbieter*innen weniger als 3.000 EUR Nettoumsatz pro Monat machten, während die Top Ten über 100.000 EUR netto monatlich erzielten. Die große Mehrheit lag im Bereich 8.000 – 20.000 EUR pro Monat. Diese Spanne dürfte sich im Verhältnis zueinander nicht wesentlich geändert haben und zeigt, dass neben einigen sehr erfolgreichen Standorten (oft in Großstädten oder mit vielen Räumen) auch viele kleinere Betreiber*innen existieren, die eher knapp wirtschaften oder bei denen der Betrieb von Escape-Rooms nicht der vordergründige Wirtschaftszweck ist bzw. Escape-Rooms ein Bestandteil in einem größeren Attraktionsportfolio sind, wie es bei manchen Family Entertainment Centern (FECs) der Fall ist. Große Anbieter und Franchise-Ketten wie TeamEscape konnten durch Synergie- und Skaleneffekte eine Kosteneinsparung erzielen und durch eine Reinvestition ins Marketing letztlich höhere Gesamtumsätze erzielen, wohingegen Einzelbetreiber*innen in Kleinstädten ein geringeres Einspar- und Umsatzpotenzial hatten. Interessant ist auch, dass rund 16 % des Jahresumsatzes über den Verkauf von Gutscheinen generiert werden – Escape-Rooms sind also eine beliebte Geschenkidee und sorgen besonders um Feiertage herum für Umsatzspitzen.

Ein wirtschaftlicher Trend ist die fortschreitende Digitalisierung der Buchungs- und Zahlungsprozesse. Kund*innen reservieren ihre Spiele fast ausschließlich online, oft Wochen im Voraus, und zahlen zunehmend elektronisch. 2015 wurden schätzungsweise 30 % der Buchungen online bezahlt, 2019 rund 64 % und im Jahr 2024 waren es rund 90 % – Tendenz weiter steigend. Hier zeigt sich eine Besonderheit der Escape-Room-Branche: Da die Besucherkapazität begrenzt ist, gehört Laufkundschaft bei den meisten Anbieter*innen zur Ausnahme, was eine Onlinebuchung im Voraus begünstigt. Betreiber*innen investierten in professionelle Buchungssoftware und Online-Marketing mit Schwerpunkt auf das Performance-Marketing mit Google Ads und Meta Ads.

Ein weiterer wirtschaftlicher Trend ist die bemerkenswerte Preisstabilität, die sich seit dem Markteintritt der Escape-Rooms in Deutschland im Jahr 2013 beobachten lässt. Über die vergangenen 12 Jahre hinweg haben sich die Eintrittspreise (inflationsbereinigt) nahezu konstant gehalten und liegen nach wie vor in etwa auf dem Niveau eines doppelten Kinobesuchs. Bei anderen Erlebnissen in der Freizeitbranche wie Lasertag, Indoorspielplätze oder Trampolinparks ist es dagegen durchwachsen, zum Teil hat der zunehmende Wettbewerb aber zu spürbaren Preissenkungen geführt, teilweise sind die Preise aber auch dort stabil geblieben. Diese Preisstabilität unterstreicht nicht nur den hohen wahrgenommenen Mehrwert der Escape-Room-Erlebnisse, sondern signalisiert auch ein anhaltendes Vertrauen der Konsumenten in die Qualität und das einzigartige Erlebnisangebot dieser Branche.

Auswirkungen von Krisen auf die Branche (z. B. COVID-19, Inflation)

Die Corona-Pandemie ab 2020 traf die Escape-Room-Branche sehr hart. Als kontaktbasiertes Indoor-Freizeiterlebnis mussten Escape-Rooms während der Lockdowns mehrfach für einige Monate schließen – die Umsätze fielen auf null, während Fixkosten weiter anfielen. Viele Anbieter*innen standen vor existenziellen Problemen, vorrangig kleine Betriebe ohne finanzielles Polster. Kurzarbeit und staatliche Überbrückungshilfen halfen einigen, die Durststrecke zu überstehen, doch nicht wenige gaben auf oder verkauften ihren Standort.

Dennoch reagierten viele Betreiber*innen auch kreativ: Sie entwickelten neue Escape-Spiele für zu Hause (Printable Games, Rätselboxen oder Online-Escape-Games), stellten digitale Detektivspiele kostenlos ins Netz und baten um Spenden oder produzierten Live-Video-Escape-Rooms mit Kameraführung. Diese Innovationen konnten den Einnahmeverlust nicht ausgleichen, hielten aber die Kundschaft bei Laune und eröffneten neue Geschäftsfelder. Outdoor-Formate erfuhren ebenfalls einen Schub, da sie coronakonform in der Stadt oder in der Natur gespielt werden konnten.

Mit den Lockerungen 2021/22 kehrte das Geschäft langsam zurück – zunächst mit Hygieneauflagen und kleineren Gruppen. Viele Menschen hatten nach Monaten sozialer Isolation große Lust, wieder gemeinsam etwas zu erleben, wodurch Escape-Rooms punktuell von einem Nachholeffekt profitierten. Für einige Betreiber*innen kam dieser Effekt zu spät, doch diejenigen, die durchhielten, waren dann stellenweise qualitativ besser aufgestellt als vor der Krise – nur etwaige Finanzreserven konnten fast keine Anbieter*innen über die Corona-Pandemie retten. Auch die geförderten Corona-KfW-Kredite, bei denen erst nach einer bestimmten tilgungsfreien Zeit die Rückzahlung begann, entwickelten sich für viele zu einer zusätzlichen Belastung. Sie schleppen seitdem diese finanzielle Hypothek mit sich, ohne dass entsprechende Mehr-Umsätze zur Kompensation vorhanden waren und sind. 

Ab 2022 brachten dann andere externe Faktoren wie die hohe Inflation, steigende Personal- und Energiepreise die Branche in Nöte. Der andauernden Krisenzeit begegnen die meisten Betreiber*innen mit viel Leidenschaft und Einfallsreichtum, z. B. Kinderversion oder Mehrspielbarkeit eines Escape-Rooms, was sich jedoch leider nicht in den betriebswirtschaftlichen Kennzahlen nennenswert ausdrückt.

Innovationen und neue Trends in Escape Rooms

Um im Wettbewerb zu bestehen und die Kund*innennachfrage nach immer neuen Erlebnissen zu erfüllen, setzte die Branche in den Jahren 2014 – 2024 auf zahlreiche Innovationen. Klassische, rein analoge Escape-Rooms mit Schlössern und Rätselkisten wurden weiterentwickelt zu aufwendig inszenierten Abenteuern mit moderner Technik, Spezialeffekten und filmreifen Kulissen. Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) fanden Einzug in deutsche Escape-Rooms – Räume, in denen Spieler*innen VR-Brillen tragen oder Rätsel per Tablet/AR-App lösen. Damalige Pionierunternehmen wie EXIT Adventures in Berlin entwickelten früh eigene VR-Spiele. Hightech-Elemente wie Projektionen, automatisierte Mechanismen oder Schauspieler*innen werden zunehmend eingesetzt, um sich im Wettbewerb abzuheben.

Die verwendete Spielfläche wurde zudem von Jahr zu Jahr größer. Aktuelle Escape-Room-Spiele sind inzwischen nur noch selten Ein-Raum-Konzepte, vielfach sind sie inzwischen 80 qm² und größer. Der Anspruch an die Qualität der Spiele und somit der Investitionsbedarf ist somit im Laufe der Jahre merklich angestiegen. Der größte Escape-Room Europas mit exakt 1.645 qm wird in Bottrop (NRW) betrieben  bei der ELORIA Erlebnisfabrik & Eventlocation, dessen Geschäftsführer der Autor dieses Artikels ist. Die in der Pandemie beschleunigte Entwicklung von Online-Escape-Games oder hybriden Formaten ist inzwischen wieder merklich abgeschwächt und wird von vielen Anbietern gar nicht mehr angeboten.

Outdoor-Escape-Games bzw. Stadtrallyes sind ein weiterer Trend, der nach der Corona-Pandemie nochmals an Fahrt gewonnen hat: Mit App oder Rätselbox erkunden Kund*innen Teams eine Stadt und lösen Rätsel im Freien. Solche Formate sprachen vor allem während der Pandemie viele an und bleiben auch jetzt in den Sommermonaten beliebt. Anbieter*innen profitieren dabei von der Möglichkeit, ein Erlebnis auch für größere Gruppengrößen anzubieten und somit einen höheren Gewinn pro Teilnehmer*in zu erzielen.

Auch im Backend-Bereich hat sich viel getan: Online-Buchungsportale, automatisierte Terminplanungen und digitale Marketing-Tools wie Mailingprogramme, Chatbots oder digitale Waiver sind Standard bei professionellen Anbieter*innen.

Parallel dazu haben ab 2016 Escape-Room-Brettspiele den Markt erobert – allen voran die „EXIT“-Reihe, die 2017 als Kennerspiel des Jahres ausgezeichnet wurde, bis 2019 bereits über vier Millionen Exemplare verkaufte. Sie ermöglicht mit ihren zerstörbaren Spielmaterialien besonders kreative Rätsel; in Buchhandlungen wie Thalia findet man für diese Art von Spielen inzwischen eigene Ausstellungsbereiche.

Zusammengefasst sind Digitalisierung, Thematisierung und Diversifizierung die treibenden Kräfte, die den Escape-Room-Markt stetig weiterentwickeln.

Veränderungen im Kund*innenverhalten und in der Nachfrage

Das Kund*innenprofil und Verhalten haben sich im Laufe der Jahre deutlich gewandelt. Anfangs zogen Escape-Rooms insbesondere junge Erwachsene, Gaming-Fans und Studierende an, die nach neuen Freizeittrends suchten. Mittlerweile ist das Publikum viel breiter gefächert. Escape-Rooms begeistern Menschen aller Altersgruppen: Freundeskreise, Paare, Familien mit Kindern, Touristen und sogar Senioren. Da die meisten Escape-Rooms weder Horror-Elemente noch körperlich anstrengende Aufgaben enthalten, sind sie für nahezu jede*n geeignet. Kinder und Jugendliche können in Begleitung der Eltern problemlos miträtseln, weshalb sich das Konzept auch zu einer Familienaktivität entwickelt hat. Spezielle kinderfreundliche Räume oder Junior-Versionen wurden mancherorts geschaffen, um die Nachfrage von Familien zu bedienen.

Parallel dazu nutzen immer mehr Unternehmen Escape-Rooms als Teambuilding-Event. Firmen buchen Escape-Rooms für Mitarbeitende, um Teamarbeit und Kommunikation zu fördern. Dieses Segment wurde so wichtig, dass wochentags oft tagsüber extra Slots für Firmenkund*innen reserviert werden. Auch Schulen und Bildungseinrichtungen zeigen Interesse an der pädagogischen Nutzung von Escape-Spielen (etwa zur Förderung von Logik, Zusammenarbeit und Problemlösen in Klassenverbänden). Die Nachfrage verlagerte sich also von einem anfänglichen Nischenpublikum hin zum Massenmarkt und in verschiedene Branchenzweige (Tourismus, Bildung, Firmen etc.).

Auch das Buchungsverhalten hat sich verändert. Kund*innen planen Escape-Room-Besuche oft als besonderen Anlass (Geburtstag, Jubiläum, Urlaubsausflug). Daher werden Termine in der Regel im Voraus online gebucht, teils Wochen vorher. Seit der Corona-Pandemie fällt die Vorlaufzeit für Buchungen kontinuierlich, kommend von ca. 29 Tagen, inzwischen deutlich weniger, aber nicht stringent. Spontanbesuche werden mehr, sind aber immer noch der geringere Anteil, da die Räume private Gruppen-Events sind, die koordiniert werden müssen. Online-Bewertungen und Rankings beeinflussen die Entscheidung – viele informieren sich auf Blogs/Podcasts wie Escape Maniac oder ReadyPlayers, in Facebook-Gruppen, beim “Top Escape Rooms Project Enthusiasts‘ Choice Award” (TERPECA) oder anhand von Bewertungen auf Google bzw. Tripadvisor, welcher Raum besonders gut sein soll. Die Kund*innenerwartungen von erfahrenen Spieler*innen sind mit der Zeit ebenfalls gestiegen: Sie erwarten inzwischen ein stimmiges Gesamtpaket von Rätseln, Kulisse, Story, Sound und Licht. Dieser Umstand zwingt die Anbieter*innen, regelmäßig die bestehenden Escape-Rooms zu überarbeiten und zu verbessern.

Geschenkgutscheine sind ein wichtiger Treiber der Nachfrage und Liquiditätsgeber: Rund ein Sechstel des Jahresumsatzes wird darüber generiert, was besonders zu Weihnachten für einen Anstieg der Liquidität sorgt. Mehr als die Hälfte der verkauften Gutscheine wird zudem nie eingelöst.

Auch der Begriff „Escape-Room“ hat sich in der Branche inzwischen als Gattungsbegriff durchgesetzt. Zwar waren zu Beginn verschiedene Bezeichnungen wie „Escape Game“, „Exit Game“, „Fluchtraum“ oder „Fluchtspiel“ in Gebrauch, doch letztlich setzte sich „Escape-Room“ durch – ohne dass es hierzu eine offizielle Definition oder Einigung gab. Nicht zuletzt trugen populäre Filme und Brettspiele zur Verbreitung dieses Begriffs bei.

Summa summarum hat sich die Nachfrage von einem Trend für Eingeweihte hin zu einem festen Bestandteil der Freizeitkultur gewandelt, mit einer Kundschaft, die regelmäßige Neuerungen und hohe Qualität honoriert. 

Herausforderungen für Betreibende von Escape Rooms

Trotz hoher Beliebtheit gibt es zahlreiche Herausforderungen:

  • Marktsättigung und Wettbewerb: Nach der Boomphase sind viele regionale Märkte inzwischen stark besetzt. In Großstädten konkurrieren mitunter dutzende Anbieter*innen um Kund*innen, was den Preisdruck erhöht und es Neulingen schwer macht. Das Hineinfinden in den Markt erfordert heute deutlich mehr Startkapital, Zeit und Marketingaufwand.
  • Hohe Investitions- und Aufbaukosten: Hochwertige Räume aufzubauen, kann bei einer Vollkostenrechnung schnell 100.000 EUR oder mehr kosten, durchschnittlich dürften die Kosten je Escape-Room bei rund 50.000 EUR liegen, die Spitzenreiter, z. B. DreamLabs aus Bad Steben, liegen bei bis zu 250.000 EUR je Escape-Room.
  • Dauer und Kosten der Genehmigungsverfahren: Die Beantragung und Erteilung von (Bau-)Genehmigungen für neue Escape-Room-Standorte kann sich mitunter über ein Jahr oder länger hinziehen. Viele Behörden sind personell überlastet und agieren meist wenig praxisorientiert. Häufig möchte niemand in den Ämtern die Verantwortung übernehmen und stecken “Escape-Rooms” dann in die Schublade der Vergnügungsstätte mit teils aberwitzigen und kostspieligen Auflagen. Leider ist dies inzwischen auch eine offizielle behördliche Empfehlung geworden. Dies führt zu erheblicher Planungsunsicherheit und verzögert die Expansion sowie den Markteintritt neuer Anbieter*innen zusätzlich.
  • Mietkosten: Durch Indexanpassungen oder notwendige Investitionen (z. B. Klimatisierung) steigen die Miet- und Nebenkosten teils erheblich. Häufig machen die Miet- und die Mietnebenkosten bis zu 20 % vom Umsatz aus.
  • Energiekosten: Steigende Preise –  insbesondere nach Auslauf der Energiepreisbremse für Strom und Heizung im Dezember 2023 –  belasten die Betriebskosten zusätzlich.
  • Personalkosten: Das Kernproblem ist die überwiegend noch gültige 1-zu-1-Betreuung der Kund*innengruppe beim Spiel eines Escape-Rooms. Gehaltserhöhungen aufgrund von Arbeitskräftemangel sowie steigende Beiträge zur Pflege- und Krankenversicherung erhöhen zudem weiter die Personalkosten. Ferner wird politisch geplant, den gesetzlichen Mindestlohn bis 2026 auf bis zu 15  EUR anzuheben, was den Kostendruck weiter erhöhen wird. Eine Personalkostenquote von bis zu 50 % vom Umsatz ist keine Seltenheit.
  • Marketingausgaben: Die zunehmende Konkurrenz erfordert höhere Investitionen in Marketingmaßnahmen, wie z. B. Websites, Google Ads und Agenturleistungen, um sichtbar zu bleiben und Kund*innen zu gewinnen. Eine Marketingkostenquote von bis zu 15 – 20 % vom Umsatz ist häufig Alltag im Escape-Room-Business.
  • IT/Software: Die Nutzung spezialisierter Softwarelösungen, z.  B. für Buchungen, Personalverwaltung, Arbeitsschutz, Kund*innenservice oder Ausgabenmanagement, ist mit zusätzlichen Kosten verbunden.
  • Zahlungsanbieter: Gebühren von Zahlungsdienstleistern wie Stripe oder PayPal erhöhen die Transaktionskosten.
  • Professionalisierungsmaßnahmen: Investitionen in Datenschutz, Arbeitsschutz, E-Checks u. v. m. sind zwar notwendig, um gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden, aber eben auch mit zusätzlichen Kosten verbunden.
  • Versicherungsprämien: Auch die Versicherungsprämien steigen seit Jahren.
  • Finanzierungskosten: Escape-Room-Anbieter*innen sind Dienstleistende mit geringen Margen und gelten für Banken immer noch als “neuartig”. Hohe Zinsen für Kredite und Bürgschaften sind hier üblich und belasten die finanzielle Situation zusätzlich, viele Betreiber*innen dürften gar keine Finanzierungsmöglichkeiten erhalten.

Chancen und Potenziale für Escape-Room-Anbieter*innen

Escape-Rooms bieten neben den zahlreichen Herausforderungen auch vielfältige Chancen, die zu nachhaltigem Wachstum und einer Verbesserung der Marktposition beitragen können:

  • Belebung der Innenstädte: Escape-Rooms ziehen regelmäßig Besucher*innen an, was zur Wiederbelebung von Innenstädten beiträgt und lokale Gewerbe sowie Gastronomie stärkt. Da der Platzbedarf dieser Attraktionen – anders als etwa bei einem FEC – nicht allzu groß ist, kommen Einzelhandelsflächen für den Betrieb eines Escape-Rooms infrage, was gleichzeitig Leerstand vorbeugt. Noch nie war es einfacher, Vermieter davon zu überzeugen, einen Escape-Room-Anbieter*innen zu attraktiven Mietkonditionen als Mieter anzunehmen.
  • Transformation zu Event- und/oder Erlebnisanbieter*innen: Viele Anbieter*innen erweitern ihr Geschäftsmodell, indem sie neben klassischen Escape- Room-Erlebnissen (indoor und outdoor) auch andere Freizeitattraktionen und Eventflächen anbieten.
  • Einsatz moderner Technologien: Der verstärkte Einsatz von KI-Anwendungen und innovativen Technologien eröffnet kreative Möglichkeiten, um das Kund*innenerlebnis weiter zu verbessern, Kosten zu senken und neue Spielmechaniken zu entwickeln.
  • Erhöhte Markteintrittsbarrieren: Der Eintritt in den Escape-Room-Markt gestaltet sich inzwischen deutlich schwieriger, was den bereits etablierten und erfahrenen Betreiber*innen einen deutlichen Wettbewerbsvorteil verschafft.
  • Unersetzlichkeit des realen Erlebnisses: Escape-Rooms werden auch zukünftig ihren Platz haben, da sie direkte soziale Interaktion, Teamwork und emotionale Bindungen fördern – Aspekte, die digitale Erlebnisse kaum bieten. Letztlich garantieren menschliche Neugier und der Wunsch nach echten Erlebnissen, dass Escape-Rooms auch in Zukunft eine feste Größe im Freizeitmarkt bleiben.

Prognosen zur Zukunft der Escape-Room-Branche in Deutschland

Trotz anhaltender Herausforderungen wird die globale Escape-Room-Branche weiterhin wachsen. Für den deutschen Markt rechnen Expert*innen jedoch weniger mit einem erneuten Boom an neuen Anbieter*innen als vielmehr mit einer weiter laufenden Konsolidierung (seit dem Jahr 2020) und dem Fokus auf die Senkung der Betriebskosten mit dem Schwerpunkt der Personalkostenquote. Dies wird nicht nur mit Kooperationen, Skalierungen oder veränderten Spielkonzepten (z. B. Pipelining) erreicht, sondern vor allem durch die Automatisierung und Digitalisierung von Escape-Room-Erlebnissen und Geschäftsprozessen. Die These des Autors ist klar: professionell geführte Betriebe mit soliden, innovativen Erlebnissen werden bestehen bleiben und (wieder) wachsen, während schwächere Spielangebote und unprofessionelle Geschäftsführungen – wegen des weiter zunehmenden Kostendrucks und der fehlenden Perspektive – zunehmend vom Markt verschwinden. Auch Non-Profit Escape-Room-Betreiber*innen wie Vereine, die rein aus Leidenschaft und Liebhaberei betreiben, werden bleiben. Denn für sie zählt nicht die Wirtschaftlichkeit, sondern die leuchtenden Augen der Besucher*innen. Zudem sind Escape-Rooms auch in Zukunft ein wichtiges Produkt für Freizeitanbieter*innen, die auf ein Mischkonzept setzen und bei denen die Profitabilität der Gesamtattraktion statt die Profitabilität des einzelnen Raumes von Bedeutung ist.

Escape-Rooms gehören zu den kostenintensiveren Freizeitattraktionen. Häufig sind die Spielerlebnisse – aufgrund der enorm gestiegenen Kosten – zu einer recht teuren Freizeitaktivität geworden, was inzwischen potenzielle Kund*innen mit geringerem Budget ausschließt. Auch das ist ein Grund für die aktuelle Konsolidierung. Dabei spielt aber auch die wirtschaftliche Gesamtlage in Deutschland – seit 2023 und 2024 in der Rezession – eine wesentliche Rolle. Sowohl klassische Escape-Room-Kund*innen als auch die Escape-Room-Betreibenden selbst haben aktuell und real immer weniger Geld zur Verfügung.

Technologisch eröffnen sich neue Chancen: Neben der kontinuierlichen Weiterentwicklung von VR- und AR-Technologien gewinnt ein weiterer Trend an Bedeutung – der Einsatz von KI-Technologien und KI-NPCs (Non-Player Characters). Erste Betreiber*innen setzen diese Konzepte bereits als Ersatz oder zur Unterstützung der Spielleitung ein, was der Branche neuen Aufwind verleihen könnte. KI-basierte NPCs ermöglichen dynamische, interaktive und personalisierte Spielerlebnisse, die das gemeinsame Rätseln in authentischen Kulissen noch fesselnder gestalten und zugleich langfristig Personalkosten reduzieren könnten. Insgesamt bewegt sich der wirtschaftlich orientierte Arm der Branche weg von personalintensiven Formaten hin zu erlebnisorientierten Attraktionen, in denen eine voll automatisierte, interaktive Umgebung das Abenteuer intensiviert und die klassische Spielleitung ersetzt. Anbieter*innen, die diese Trends nun aufgreifen und insbesondere auf innovative Technologien wie KI-NPCs setzen, werden sich als Vorreiter positionieren und langfristig auch in Zukunft erfolgreich am Markt bestehen und Erträge erwirtschaften können.

Fazit

Die deutsche Escape-Room-Branche hat sich zwischen 2014 und 2024 von einer kleinen Nische zu einem festen Bestandteil der Freizeitlandschaft entwickelt. Nach rasantem Wachstum befindet sie sich allerdings noch immer in einer Konsolidierungsphase, die insbesondere durch COVID-19 und die darauffolgende Inflation geprägt war. Trotzdem zeigt sie weiterhin bemerkenswerte Beständigkeit und Innovationsfreude gleichermaßen. Aktuell steht die Branche jedoch vor großen Herausforderungen. Mit der hohen Bürokratie und dem derzeitigen Wirtschaftsabschwung kämpft sie mit externen Faktoren, auf die sie kaum Einfluss hat. Sie verfügt aber über die nötige Kraft und den Ideenreichtum, um auch in der kommenden Dekade erfolgreich zu sein. Sicher ist dabei nur, dass sie sich weiter im Wandel befindet. Wer sich im immer intensiver werdenden Wettbewerb behaupten will, benötigt ein hohes Maß an Technologieoffenheit, Kreativität, Qualitätsbewusstsein und Krisenfestigkeit!